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Marktdaten 28.09.2022

Zwischenbilanz: Preisbarometer Streuobst

Angemessene Abnahmepreise für Mostobstlieferanten sind ein Knackpunkt für die Fortführung der Bewirtschaftung der wertvollen Streuobstwiesen. Anders als bei Milch oder Fleisch gab es beim Mostobst bisher keine systematische Erfassung der Preise, die Abnehmer ihren Erzeugern ausbezahlen.

Zwischenbilanz: Preisbarometer Streuobst
(Foto: Verein Hochstamm Deutschland e.V.)

Angemessene Abnahmepreise für Mostobstlieferanten sind ein Knackpunkt für die Fortführung der Bewirtschaftung der wertvollen Streuobstwiesen. Anders als bei Milch oder Fleisch gab es beim Mostobst bisher keine systematische Erfassung der Preise, die Abnehmer ihren Erzeugern ausbezahlen. Doch der Verein Hochstamm Deutschland e.V. blickt auch in dieser Erntesaison auf den Mostobstmarkt. Seit August tragen Obstlieferanten ihre erfahrenen Abnahmepreise online ein. Nach der Ernte wird der Verein unter dem Arbeitstitel „Preisbarometer Streuobst“ eine Zusammenstellung der Abnahmepreise veröffentlichen. Eine erste Zwischenbilanz gibt es bereits jetzt.

Welche Trends zeichnen sich bisher ab?

Vorauszuschicken ist, dass die diesjährige Ernteschätzung des Verbands der Fruchtsaftindustrie (VdF) eine mittlere Ernte (500.000 Tonnen) für Streuobst bundesweit prognostizierte. Stand 12. September meldeten Obstlieferanten insgesamt fast 70 Abnahmepreise, die erste Einblicke zulassen: Für konventionelles Obst gingen Meldungen aus Baden-Württemberg, Niedersachsen und Bayern ein. Der verbreitete Einstiegspreis in Baden-Württemberg liegt bei 8,50 EUR oder 10 EUR/dt. Dies ist zwar vergleichsweise hoch, jedoch weit entfernt von wirtschaftlicher Rentabilität. Vertreter aus Natur- und Streuobstschutz sehen mindestens 15 EUR bis 20 EUR/dt als fairen Auszahlungspreis an. Die niedrigsten Preise wurden im Raum Rastatt, Backnang und Hohenlohe/Tauber mit 5 EUR bis 6 EUR/dt gemeldet. Weit über den gemeldeten Einstiegspreise liegen bislang Meldungen aus Bayern und Niedersachsen von 17,50 EUR bis 18 EUR/dt. Abnahmepreise für Bio-Obst wurden bisher nur aus Baden-Württemberg gemeldet. Hier liegt der verbreitete Einstiegspreis bei gerade mal 13 EUR/dt, meist in der Region Stuttgart, was für Bio-Streuobst sehr niedrig ist. Höhere Bio-Preise gibt es am Bodensee: Hier wurden 15 EUR bis 20 EUR/dt gemeldet. Einige Streuobst-Initiativen zahlen 20 EUR/dt als untere Preisgrenze.

Was bedeutet das im Vergleich zu 2021?

Hochstamm Deutschland e.V. startete das Preisbarometer als Modellprojekt schon letztes Jahr: Auf Grundlage der damaligen Meldungen erhielten die Zulieferer über die gesamte Saison und bundesweit durchschnittlich folgenden Preise: 9,86 EUR/dt für konventionelles Obst bzw. 16,44 EUR/dt für Bio-Mostobst. Vor Ende September 2021 zahlten abnehmende Keltereien und Unternehmen niedrigere Preise als in der späteren Saison. Dies lässt auf eine positive Entwicklung auch in der Saison 2022 hoffen. Aus der Zwischenbilanz diesen Jahres ist jedoch bereits erkennbar, dass die Entlohnung der Streuobstheld:innen nach wie vor sehr gering ist. Die Zuweisung einer Schuld für diese geringe Wertschöpfung ist komplex, allein den Keltereien darf sie nicht zugeschoben werden. Denn diese ringen wiederum mit energie- und personalintensiven Verarbeitungsprozessen und dem Preisniveau für regionalen Apfelsaft in der Realität der globalen Preispolitik.

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