Mehr Materialeffizienz für bayerische Lebensmittelunternehmen
Cluster Ernährung startet Innovationscoaching-Netzwerk „MINE“ Die Innovationsrate in der Ernährungsbranche ist im Vergleich zu anderen Branchen sehr niedrig: Produkte, die jünger als drei Jahre sind, weisen nur einen Umsatzanteil von acht Prozent auf. Potenziale, um die Innovationsrate wie auch die Materialeffizienz zu steigern, sind laut imu augsburg – eine Ausgründung der Uni Augsburg und spezialisiert […]
Cluster Ernährung startet Innovationscoaching-Netzwerk „MINE“
Die Innovationsrate in der Ernährungsbranche ist im Vergleich zu anderen Branchen sehr niedrig: Produkte, die jünger als drei Jahre sind, weisen nur einen Umsatzanteil von acht Prozent auf. Potenziale, um die Innovationsrate wie auch die Materialeffizienz zu steigern, sind laut imu augsburg – eine Ausgründung der Uni Augsburg und spezialisiert auf Innovationscoaching – in der gesamten betrieblichen Wertschöpfungskette von Lebensmittelunternehmen vorhanden. Der Cluster Ernährung unterstützt deshalb zusammen mit dem Bundesministerium für Wirtschaft ein Netzwerk von bayerischen Lebensmittelunternehmen, die von dem Innovationscoaching der imu augsburg profitieren sollen. Die erste Phase startet noch vor der Sommerpause 2010. Wie bereits durchgeführte Projekte aus anderen Branchen zeigen, sind Materialeinsparungen von bis zu 25 Prozent möglich. Interessierte Unternehmen können sich ab sofort beim Cluster Ernährung beziehungsweise der imu augsburg bewerben.
Laut einem Bericht vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung zeichnet sich die Ernährungswirtschaft durch eine unterdurchschnittliche Innovationsintensität aus. Während im Fahrzeugbau die Innovationsaufwendungen im Jahr 2006 bei 28,1 Mrd. Euro, in der Elektroindustrie bei 14,3 Mrd. Euro, in der Chemie und Pharmazie bei 11,8 Mrd. Euro und im Maschinenbau bei 10,7 Mrd. Euro lagen, betrugen sie in der Branche Nahrungsmittel/Tabak nur 2,6 Mrd. Euro. Die Innovationsintensität von 1,6 Prozent (bezogen auf den Umsatz) lag damit im unteren Drittel unter allen Branchen.
Mithilfe des Unternehmensnetzwerks „MINE“ (Materialeffizienz steigert Innovation im Netzwerk Ernährung) will der Cluster Ernährung Unternehmen der bayerischen Ernährungswirtschaft unterstützen, die Materialeffizienz zu verbessern und Innovationsfähigkeit in den beteiligten Firmen zu stärken. Sowohl im Entwicklungsprozess als auch in der Prozesskette von Angebotserstellung, über Auftragseingang, Beschaffung und Produktion bis hin zum Handel und Endverbraucher bestünden laut imu augsburg erhebliche Effizienz- und Innovationspotenziale.
„Unsere Vorgehensweise des Innovationscoachings lebt davon, die Kompetenz des Einzelnen im Gesamtsystem des Unternehmens zu entfalten“, sagt Dr. Stefan Enzler, Gesellschafter der imu augsburg. „In einem mehrstufigen Prozess schauen wir uns neben den Strukturen an sich auch das Zusammenspiel der Mitarbeiter und den Anteil des Einzelnen daran an.“
Definierte Teams aus dem Unternehmen arbeiten mithilfe von Workshops zunächst an innerbetrieblichen Abläufen, Produktentwicklungsprozessen und Strukturen. In solchen Systemen werden laut imu augsburg auch soziale Phänomene sichtbar und erlebbar, die zu einem nachhaltigen Erfahrungsprozess und einem Erkenntnisgewinn aller Beteiligten führen. Im Anschluss an den innerbetrieblichen Kompetenzaufbau schließt sich eine zweite Lernphase im Zusammenspiel mit Lieferanten und Kunden bzw. zum Teil im Alltag konkurrierenden Unternehmen aus dem Netzwerk an. Bisherige Projekterfahrungen der imu augsburg zeigen, dass ein durchschnittliches Einsparpotenzial der Materialkosten pro Unternehmen des Netzwerks in Höhe von 25 Prozent möglich ist.
„Die Effekte des Innovationscoachings zeigen sich nicht nur in verbesserten Prozessabläufen wie die Steigerung der Lieferzuverlässigkeit, Verkürzung der Angebotsdauer oder Reklamationsbearbeitung“, sagt Enzler. „Wir können auch individuelle und soziale Veränderungen im Unternehmen wahrnehmen – die Motivation des Einzelnen wird gesteigert, Angst abgebaut und die Kommunikationsbereitschaft deutlich erhöht.“
In der Pilotphase des Projekts „MINE“ vor der Sommerpause 2010 starten zunächst sechs Unternehmen. Diese erste Phase wird mit 10.000 Euro aus Mitteln des Clusters und 40.000 Euro aus der Bundesförderung finanziert. Die Kosten für die Unternehmen liegen je nach Größe zwischen 4.000 und 10.000 Euro. Dabei wünscht sich Enzler möglichst Unternehmen aus der gesamten Wertschöpfungskette – wie dem Handel, der Produktion, der Logistik oder der Verpackungsindustrie. Ab September bzw. Oktober wird dann der Kreis der beteiligten Netzwerkunternehmen auf ca. 20 ausgeweitet, um Fördermittel von weiteren 260.000 Euro auszuschöpfen.
„Aufgrund verschiedener Produktionstechnologien, Materialarten, Produkt- und Transportverpackungsmöglichkeiten, Logistikkonzepte, Unternehmenskulturen und Mitarbeiterpersönlichkeiten gibt es keine Pauschallösungen für Materialeffizienz und Innovationen“, sagt Dr. Michael Lüdke, Geschäftsführer des Cluster Ernährung. „Es bedarf der unternehmensindividuellen Analyse sowie einer synergetischen Zusammenarbeit in Netzwerken, damit wir die Wachstumspotenziale bei unseren Unternehmen systematisch fördern können – mit dem neuen Programm wollen wir einen nachhaltigen Beitrag dazu leisten.“
Neben dem Cluster Ernährung sind auch die IHK Schwaben, die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (Fachbereich Land- und Ernährungswirtschaft), das Wissenschaftszentrum Straubing und das Zentrum für Weiterbildung und Wissenstransfer der Universität Augsburg (ZWW) am Projekt beteiligt.
Der Cluster Ernährung
Der Bayerische Cluster Ernährung verfolgt das Ziel, die Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit des Ernährungsstandortes Bayern zu stärken. Als zentrale Plattform des Netzwerks bringt der Cluster wichtige Akteure im Sektor Ernährung und Lebensmittel zusammen. Er setzt Impulse, begleitet Zukunftsthemen und leistet Anschubfinanzierung für innovative Ideen. Damit wird die Spitzenposition Bayerns gefestigt und weiter ausgebaut.
Weitere Informationen finden Sie unter www.cluster-bayern-ernaehrung.de.
30.04.2010