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Nachrichten 27.06.2019

Positiver Nutzen von Orangensaft in der Ernährung – Wissen über das Nährstoffprofil ist entscheidend

Laut einer aktuellen Forsa-Umfrage unter 300 Ernährungsexperten schätzen etwa zwei Drittel der Befragten Orangensaft als ein gesundes Lebensmittel. Sein hoher Gehalt an Vitamin C ist der wichtigste Grund, wenn der Verzehr von Orangensaft empfohlen wird.

Positiver Nutzen von Orangensaft in der Ernährung – Wissen über das Nährstoffprofil ist entscheidend
(Foto: Fotolia)

Laut einer aktuellen Forsa-Umfrage unter 300 Ernährungsexperten schätzen etwa zwei Drittel der Befragten Orangensaft als ein gesundes Lebensmittel. Sein hoher Gehalt an Vitamin C ist der wichtigste Grund, wenn der Verzehr von Orangensaft empfohlen wird. Gleichzeitig zeigt sich aber auch, dass nicht allen Experten die weiteren Nährstoffe von Orangensaft, wie etwa sekundäre Pflanzenstoffe, geläufig sind. Gerade weil diese von den Befragten als relevant für die Gesundheit eingestuft werden, ist es wichtig, das Nährstoffprofil von Orangensaft für eine zielgerichtete Ernährungsberatung genau zu kennen.

Dass ein Glas Orangensaft die Portion Obst im Rahmen von „5 am Tag“ gelegentlich ersetzen kann, ist nicht nur eine Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), sondern wird auch von knapp 70 % der befragten Ernährungsexperten bestätigt. Das gesamte Potenzial seiner Nährstoffdichte wird aber offenbar noch nicht komplett erkannt. So wussten nur 68 % der Befragten, die sich aus Ernährungswissenschaftlern, Ernährungsberatern und Diätassistenten zusammensetzten, dass Orangensaft Carotinoide enthält. 73 % stimmten korrekterweise zu, dass Polyphenole bzw. Flavonoide enthalten sind. Gerade bei der Gruppe der Polyphenole liefern zunehmend mehr wissenschaftliche Studien Hinweise auf positive Wirkungsweisen in Bezug auf das Citrus-Flavonoid Hesperidin. Rangel-Huerta et al.[1] untersuchten die Wirkungen von Polyphenolen in Orangensaft auf das Antioxidationssystem und auf die Marker für oxidativen Stress. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass der regelmäßige Verzehr von Orangensaft dazu beitragen kann, die DNA vor Schäden und Lipidperoxidation zu schützen und antioxidative Enzyme zu verändern. Studien wie etwa die von Morand et al. deuten darauf hin, dass Hesperidin für ein Absenken des Blutdrucks sowie eine Verbesserung der Eigenschaften der Endothelzellen verantwortlich sein und somit die gefäßschützenden Wirkungen steigern könnte.[2] Hesperidin verfügt gegenüber anderen Antioxidantien über einen entscheidenden Vorteil. Aufgrund seiner chemischen Struktur ist es sowohl in wässrigen als auch öligen Lösungen wirksam, was bedeutet, dass es seine Wirkung sowohl in Zellflüssigkeiten und auf den Membranen als auch in den Fett-Eiweiß-Verbindungen im Blut entfalten kann. Neue Daten zeigen, dass Orangensaft sogar mehr Hesperidin liefert als Vitamin C – etwa 78 mg Hesperidin in einer kleinen Portion von 150 ml.[3]

Einfluss von Nährstoffen in Orangensaft auf metabolische Parameter

Weitere wissenschaftliche Studien deuten eine präventive Wirkung von Orangensaft aufgrund seines komplexen Nährstoffprofils an. Im Rahmen einer Interventionsstudie der Universitäten Hohenheim und Kiel fokussierten sich die Wissenschaftler auf Auswirkungen von kontrolliertem Orangensaftverzehr auf den Harnsäurespiegel – ein Risikofaktor aufgrund der Aufnahme von Fructose an Gicht zu erkranken. Nach zweiwöchiger Intervention waren sowohl der Harnsäurespiegel im Blut gesunken als auch die Harnsäureausscheidung über den Urin gestiegen. Verantwortlich für diesen Effekt ist vermutlich das Vitamin C im Orangensaft, das die Harnsäureausscheidung fördert. Auch hier wird dem Flavonoid Hesperidin ein entsprechender Nutzen zugeschrieben. Genauso zeigten Ergebnisse einer klinischen Studie, dass Orangensaft keine negativen Auswirkungen auf Insulinsensitivität (HOMA-IR), Blutfettzusammensetzung oder Körpergewicht der Probanden hatte. Die Autoren gelangten zu dem Schluss, dass durch den täglichen Verzehr von 250 ml Orangensaft für die Dauer von drei Monaten bei einer Kohorte übergewichtiger Männer mit erhöhten Cholesterinwerten keine Gewichtszunahme oder verringerte Insulinsensitivität beobachtet werden konnte.[4]

Vitamin C, Folat und Kalium – drei Nährstoffe mit positiver Wirkungsweise

Neben aktuellen Forschungsergebnissen und der Untersuchung weiterer bioaktiver Substanzen haben aber auch die „Klassiker“ in Orangensaft nach wie vor eine große Bedeutung, wenn es um positive Effekte einer ausgewogenen Ernährung geht: ein kleines Glas (150 ml) Orangensaft liefert durchschnittlich 67,5 mg Vitamin C und somit mehr als 80 % des Nährstoffreferenzwerts (NRV) pro Tag gemäß EU-Verordnung. Darüber hinaus liefert eine Portion auch 16 % des NRV an Folat und 13 % des NRV an Kalium. Das bedeutet, dass Orangensaft ausreichend Vitamin C, Folat und Kalium (≥7,5 % NRV pro 100 g) enthält, um gesundheitsbezogene Angaben (Health Claims) machen zu dürfen.[5] Zu den insgesamt 15 anerkannten gesundheitsfördernden Eigenschaften von Vitamin C zählt unter anderem, dass es zu einer normalen Funktion des Immunsystems sowie zur Verringerung von Müdigkeit und Ermüdung beiträgt als auch die Eisenaufnahme erhöht und dazu beiträgt, die Zellen vor oxidativem Stress zu schützen. Doch auch die positiven Eigenschaften von Folat sind wichtig: Am bekanntesten ist sicherlich, dass es zum Wachstum des mütterlichen Gewebes während der Schwangerschaft beiträgt. Zusätzlich trägt es zu einer normalen Blutbildung sowie zur normalen psychischen Funktion bei. Kalium wiederum trägt zur Aufrechterhaltung eines normalen Blutdrucks bei.

Skepsis gegenüber Natürlichkeit von Orangensaft unbegründet

Trotz der relativ hohen Zustimmung, dass Orangensaft ein gesundes Lebensmittel ist, hält ein Teil der Ernährungsexperten handelsüblichen Orangensaft für ein Produkt, das zugesetzten Zucker (27 %) oder Konservierungsstoffe (33 %) bzw. Farbstoffe (28 %) enthält. Tatsächlich untersagt die deutsche Fruchtsaftverordnung das Hinzufügen von zusätzlichem Zucker sowie Konservierungs- oder Farbstoffen.[6] Wenn also auf einem Etikett „Orangensaft“ steht, befindet sich ausschließlich Saft aus Orangen in der Packung. Vitamine, Mineralstoffe und natürliche Zuckerarten stammen ausnahmslos aus den verwendeten Früchten.

  • [1] Rangel-Huerta et al. (2015) Normal or High Polyphenol Concentration in Orange Juice Affects Antioxidant Activity, Blood Pressure, and Body Weight in Obese or Overweight Adults, The Journal of Nutrition, Volume 145, 8: 1808–1816.
  • [2] Morand C et al. (2011) Hesperidin contributes to the vascular protective effects of orange juice: a randomized crossover study in healthy volunteers. At J Clin Nutr 93(1):73–80
  • [3] Alle Fruchtsäfte in Europa werden während des Herstellungsprozesses regelmäßig durch einen unabhängigen, gemeinnützigen Verband namens SGF International auf Sicherheit und Zusammensetzung geprüft, der auch Angaben zu den Inhaltsstoffen macht. Webseite von SGF International https://www.sgf.org/index.php?id=ueber-uns&L=1, zuletzt eingesehen am 19.06.19
  • [4] Simpson, E.J. et. al.: (2016) Orange juice consumption and its effect on blood lipid profile and indices of the metabolic syndrome; a randomised, controlled trial in an at-risk population. Food Funct 7: 1884–91.
  • [5] XIII der EU-Verordnung 1169/2011. Abrufbar unter: https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=celex%3A32011R1169, zuletzt eingesehen am 19.06.19
  • [6] Erfrischungsgetränkeverordnung (FrSaftErfrischGetrV). Abrufbar unter: https://www.gesetze-im-internet.de/frsaftv_2004/index.html#BJNR101600004BJNE000100000, zuletzt eingesehen am 19.06.19
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