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Menschen & Macher 09.07.2019

BGN-Integrationspreis für Schoenenberger Pflanzensaftwerk und Hochwald-Sprudel

Für ihr außergewöhnliches Engagement bei der Wiedereingliederung verunglückter Mitarbeiter erhielten jetzt zwei Betriebe der Getränkebranche den BGN Integrationspreis 2019: das Schoenenberger Pflanzensaftwerk in Magstadt und die Hochwald-Sprudel GmbH aus Schwollen.

BGN-Integrationspreis für Schoenenberger Pflanzensaftwerk und Hochwald-Sprudel
Schoenenberger Pflanzensaftwerk - Dirk Ellinger, Sebastian Russo Mitarbeiter, Bernd Hamann (vlnr). / Hochwald-Sprudel - Dierk Kraushaar, Ingo Spreier Mitarbeiter, Günther Schupp Geschäftsführer, Peter Gehres Logistikleiter (vlnr). (Foto: BGN)

Berufliche Perspektiven nach schweren Unfällen geschaffen

Für ihr außergewöhnliches Engagement bei der Wiedereingliederung verunglückter Mitarbeiter erhielten jetzt zwei Betriebe der Getränkebranche den BGN Integrationspreis 2019: das Schoenenberger Pflanzensaftwerk in Magstadt und die Hochwald-Sprudel GmbH aus Schwollen.

Rückblick auf den 2. August 2017 in der Firma Walther Schoenenberger Pflanzensaftwerk GmbH: Sebastian Russo arbeitet als Produktionshelfer bei Schoenenberger. Er führt gerade Reinigungsarbeiten in der Abwasserneutralisation durch als ein Arbeitskollege, der gerade eine Schütte mit dem Gabelstapler zur Reinigung beiseitestellen wollte, die Pedale verwechselt. Statt vorwärts fährt er rückwärts, klemmt Sebastian Russo zwischen Stapler und Wand ein und verletzt ihn schwer. Mit Brüchen an Schien- und Wadenbein, einer Absprengung der Kniescheibe und einer Lungenquetschung samt gebrochener Rippen wird der damals 30-Jährige zunächst in das Krankenhaus Sindelfingen gebracht und intensivmedizinisch versorgt. Bereits zwei Tage später erfolgt die Verlegung in die Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Tübingen. Nach knapp eineinhalb Monaten kann der BGN-Rehamanager Marco Winkler die ersten Reha-Planungen mit Sebastian Russo beginnen. Nach einiger Zeit der Reha und einer anschließenden Arbeits- und Belastungserprobung stellt sich heraus: In seinem bisherigen Tätigkeitsbereich kann der 30-Jährige nicht mehr eingesetzt werden. Eine innerbetriebliche Umsetzung bringt ebenfalls keinen Erfolg.

Schoenenberger bietet zukunftsweisende Perspektive

Das Unternehmen Walther Schoenenberger Pflanzensaftwerk gehört zur Salus Unternehmensgruppe, die mit 1.500 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 100 Millionen Euro zu den Marktführern in der Reformwarenbranche zählt. Die Unternehmensgruppe bildet in neun verschiedenen Berufen aus. Da Sebastian Russo über keine abgeschlossene Berufsausbildung verfügte, schied auch eine Umschulung als Alternative aus. Gemeinsam mit dem BGN-Rehamanagement wurde die Möglichkeit eines kaufmännischen Praktikums geboren und abgestimmt. Dort bewährte sich Sebastian Russo derart gut, dass ihm innerhalb der Unternehmensgruppe eine Ausbildung zum Kaufmann für Büromanagement angeboten werden konnte. Die notwendigen Grundlagen dazu erarbeitet sich Sebastian Russo im Rahmen zusätzlicher Lernangebote seines Arbeitgebers: diverse Computerlehrgänge, firmeninterne Schulungen und Nacharbeiten des Berufsschulunterrichtes inklusive Trainingseinheiten.

Amputation am Unfallort

Der Unfalltag bei Hochwald in Schwollen: Am 21. April 2015 ändert sich das Leben Ingo Spreiers. Bei der Hochwald-Sprudel GmbH arbeitet er in der Logistik. Zum Zeitpunkt des Unfalls reinigt er die Salzförderschnecke eines Streufahrzeuges. Er gerät mit dem rechten Arm in das Schneckengewinde und wird in die Anlage gezogen.

Zwei Stunden bemühen sich Rettungskräfte darum, Ingo Spreier aus der Maschine zu holen. Schließlich können sie ihn befreien. Aber nur, indem sie seinen rechten Arm amputieren. Unter künstlicher Beatmung wird Ingo Spreier zur weiteren Versorgung ins Universitätsklinikum Homburg gebracht. Vier Wochen bleibt er stationär. Am 12. Mai spricht Ruben Wajner mit ihm, sein Reha-Manager von der Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe. Und schon die Anfangsphase der Rehabilitation kann sich auf ein wichtiges Element stützen: Die Hochwald-Sprudel GmbH steht an der Seite ihres Mitarbeiters und will ihm helfen.

Hochwald will Ingo Spreier im Betrieb halten

Für Hochwald-Sprudel, ein mittelständischer Familienbetrieb, sind motivierte und engagierte Arbeitskräfte Voraussetzung für den Unternehmenserfolg. Ingo Spreier gehört seit vielen Jahren dazu. Und schon unmittelbar nach dem Unfall steht fest, dass man alles tun will, um Spreier wieder in den Betrieb zu integrieren – trotz bleibender Behinderung. Entsprechend eng sind die Kontakte zwischen Hochwald, dem BGN-Reha-Manager Wajner und Spreier selbst. Ingo Spreier hat seinen Gebrauchsarm verloren. Er muss und will umlernen. Gemeinsam sucht man Wege und findet Lösungen – die reichen vom Einhandtraining über einen Behinderten gerechten PKW bis hin zum bionisch gesteuerten Prothesensystem.

Dann schlägt das Schicksal ein zweites Mal zu: Ingo Spreier erleidet am 24. Juni 2016 einen Herzinfarkt und muss operiert werden. Aber sein Wille ist stark und am 29. August 2016 ist es soweit: Beim Eingliederungsgespräch am Arbeitsplatz haben alle Beteiligten das gleiche Ziel – Ingo Spreiers vollständige Arbeitsfähigkeit. Und rund anderthalb Jahre nach seinem Unfall, seit dem 4 Oktober 2016, arbeitet Spreier wieder bei Hochwald-Sprudel in der Logistik. Er fährt den Gabelstapler.

Die Hochwald-Sprudel GmbH konnte einen geschätzten und wertvollen Mitarbeiter trotz dessen Behinderung wieder als vollwertige Arbeitskraft in den Betrieb integrieren. Mehr noch: Ingo Spreier ist zum Vorbild geworden für die gesamte Belegschaft.

„Diese Fälle ist vorbildlich“, sagt Klaus Marsch, Hauptgeschäftsführer der Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe. „Unser Reha-Management hat immer den Menschen im Blick, es geht immer um individuelle Lösungen ohne großen bürokratischen Aufwand. Hinzu kommt die konstruktive Zusammenarbeit mit den Arbeitgebern, die in beiden Fällen mehr als außergewöhnlich war. Wir wünschen uns mehr solche Arbeitgeber, die sich ihrer sozialen Verpflichtung erinnern. Für dieses nicht alltägliche Engagement zeichnen wir sie mit dem BGN Integrationspreis 2019 aus“, erklärt Klaus Marsch.

Über den BGN-Integrationspreis:

Eine dauerhafte Wiedereingliederung von Mitarbeitern mit Behinderungen ist keineswegs alltäglich – dabei nützt beiden Seiten, Beschäftigten und Unternehmen. Denn Menschen mit Behinderung sind wertvolle Mitarbeiter. Die BGN zeichnet deshalb außergewöhnliches Engagement aus, durch das Unternehmen Berufserkrankten und Schwerverletzten nach Arbeitsunfällen die erfolgreiche Wiedereingliederung ins Erwerbsleben ermöglichen. Ziel des Preises ist es auch, Lösungsansätze für Wiedereingliederungsmaßnahmen zugänglich zu machen und zu verbreiten. Denn oftmals fehlt es nicht am Willen oder den notwendigen Strukturen, sondern am Wissen über die Möglichkeiten und Hilfestellungen um Integrationsprojekte zum Erfolg zu führen.

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