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Nachrichten 30.10.2019

Die psychologische Erklärung, warum wir kein Obst und Gemüse essen

Wir alle kennen die „5 am Tag“-Regel und wissen, dass der Verzehr von Obst und Gemüse einen Beitrag zu einer gesunden Ernährung leisten kann. Befolgt wird dieser Grundsatz in Deutschland jedoch eher selten. So nahmen laut Eurostat 2014 gerade mal 9,9 % der Bevölkerung täglich 5 Portionen Obst und Gemüse zu sich.

Die psychologische Erklärung, warum wir kein Obst und Gemüse essen
(Foto: Fruit Juice Matters)

Wir alle kennen die „5 am Tag“-Regel und wissen, dass der Verzehr von Obst und Gemüse einen Beitrag zu einer gesunden Ernährung leisten kann. Befolgt wird dieser Grundsatz in Deutschland jedoch eher selten. So nahmen laut Eurostat 2014 gerade mal 9,9 % der Bevölkerung täglich 5 Portionen Obst und Gemüse zu sich.[1] Wie erklärt sich diese Diskrepanz? Neue Forschungen liefern dazu interessante psychologische Erklärungsansätze.

Eine jüngst im Fachmagazin Nutrition Reviews[2] veröffentlichte Studie identifizierte gleich mehrere Faktoren mit psychologischem Bezug, die den unzureichenden Verzehr von Obst und Gemüse erklären könnten. Dr. David Benton, Professor für Psychologie an der Swansea University und Hauptautor, kommentiert: „So leicht die Vermittlung von grundlegenden Informationen zu gesundheitsfördernden Maßnahmen auch ist, so schwierig lassen sich diese auch tatsächlich in das eigene Verhalten überführen. Mag die Botschaft ‚5 am Tag’ allgemein bekannt sein, erreichen dennoch nur wenige Erwachsene dieses Ziel. Informationen allein reichen nicht aus. Deshalb sollten wir diesen Punkt aus einer psychologischen Warte heraus betrachten. Entscheidend für jegliche Verhaltensänderung ist die sogenannte Selbstwirksamkeit, also die Überzeugung, dass wir über die notwendigen Fähigkeiten und Kompetenzen verfügen.“

Dr. Benton nennt als psychosoziale Faktoren, die den Verzehr von Obst und Gemüse als selbstwirksam beeinflusst, soziale Unterstützung und das Wissen um die Bedeutung des Verzehrs für die Gesundheit. Er erklärt, dass intrinsische Motivation (oder „frei gewähltes Verhalten“) eher zu einem gesundheitsfördernden Verhalten führt als extrinsische Motivation (oder „etwas der sozialen Anerkennung wegen zu tun“).

Er ergänzt: „Wenn wir uns die Gründe für den geringen Verzehr von Obst und Gemüse ansehen, stellen wir fest, dass viele Menschen Argumente wie Unbequemlichkeit, lange Zubereitungszeiten und Bezahlbarkeit anführen. Die vorliegende Studie legt jedoch nahe, dass die Selbstwirksamkeit, also unser Glaube, dass wir ein Ziel erreichen können, ein entscheidender Faktor für den Verzehr von Obst und Gemüse ist.“

Benton fügt hinzu: „Wenn wir umdenken und uns auf praktische Lösungen konzentrieren, können wir diese Barrieren überwinden. So erzeugt das Trinken von Fruchtsaft einfacher ein Gefühl der Selbstwirksamkeit als der Verzehr von ganzen Früchten und ist daher eher mit einer langfristigen Ernährungsumstellung verbunden. Fruchtsaft soll dabei ganze Früchte nicht ersetzen, kann aber dazu beitragen, das ‚5 am Tag’-Ziel zu erreichen. Das entspricht auch den ‚10 Regeln der DGE’, die den gelegentlichen Ersatz einer Portion Obst durch ein Glas Fruchtsaft im Rahmen von ‚5 am Tag’ berücksichtigen. Wie wirksam das ist, zeigen Untersuchungen, nach denen Fruchtsaftkonsumenten mit einer 42 % höheren Wahrscheinlichkeit ihr ‚5 am Tag’-Ziel erreichen.[3]

Gestützt wird dieses Ergebnis durch eine im Journal of Behavioural Medicine[4] veröffentlichte Studie. Untersucht wurde der Effekt einer Selbstwirksamkeitsintervention bei der Umsetzung von Verhaltensänderungen im Zusammenhang mit einer Erhöhung des Verzehrs von Obst und Gemüse. In dieser Studie wurden die Teilnehmer in zwei Gruppen eingeteilt – beide Gruppen wurden grundlegend über den Zusammenhang von Ernährung und Gesundheit sowie die Vorteile eines erhöhten Obst- und Gemüseverzehrs informiert. Zusätzlich zu dieser Unterweisung nahm eine der Gruppen aber auch an einem Programm teil, das sich auf Selbstwirksamkeit konzentrierte. Zum Beispiel planten sie, wann, wo und wie sie Obst und Gemüse verzehren wollten. Die Studie ergab, dass diese Gruppe nicht nur beabsichtigte höhere Mengen zu verzehren, sondern letztlich tatsächlich mehr Obst und Gemüse verzehrte als die Gruppe, der lediglich die grundlegenden Informationen vermittelt wurden.

Tipps zur Steigerung der Selbstwirksamkeit: Benton gibt einige Ratschläge zur Erhöhung und Verbesserung der Selbstwirksamkeit, um einen gesunden Lebensstil zu führen:

  • Wählen Sie Lebensmittel, die einfach zu verzehren sind. Fruchtsaft anstelle von ganzen Früchten ist mit einem Gefühl der Selbstwirksamkeit und Kompetenz verbunden, was zu einer intrinsischen Motivation beitragen kann. Nur wenige Menschen werden sich nicht imstande fühlen, einen Karton oder eine Flasche zu öffnen.
  • Sie müssen bewusst darüber nachdenken, wann, wo und wie Sie Ihre 5 Portionen am Tag erreichen. Planen Sie, Obst und Gemüse im Haus zu haben und sorgen Sie dafür, dass Sie ausreichend Fruchtsaft vorrätig haben, um diese zu ergänzen.
  • Suchen Sie Rezepte, die Sie ansprechen: Wählen Sie ein Wok-Gericht mit Gemüse und einer leckeren Sauce. Ganz gleich, ob diese auf Ingwer, Tomaten oder Zitrusfrüchten basiert, Hauptsache ist, dass sie einen angenehmen Geschmack hat.
  • Gewöhnen Sie sich den regelmäßigen Verzehr von einer Portion (150 ml) Fruchtsaft an. Das Frühstück ist eine gute Gelegenheit für die erste der 5 Portionen am Tag und einen guten Start in den Tag.
  • Behalten Sie die Menge Ihres Verzehrs an Obst und Gemüse im Blick. Wenn Sie versuchen, jeden Tag 10.000 Schritte zu gehen, warum versuchen Sie dann nicht auch, 5 Portionen Obst und Gemüse am Tag zu essen?

[1] Eurostat (2014): Fruit and vegetable consumption statistics, abrufbar unter: https://ec.europa.eu/eurostat/statistics-explained/index.php?title=Fruit_and_vegetable_consumption_statistics, zuletzt eingesehen am 25.10.2019
[2] David Benton, Hayley A Young (2019): Role of fruit juice in achieving the 5-a-day recommendation for fruit and vegetable intake, Nutrition Reviews, nuz031, https://doi.org/10.1093/nutrit/nuz031
[3] Gibson, S (2012): Fruit juice consumption in the National Diet and Nutrition Survey (NDNS 2008-2010): associations with dietary quality and indices of obesity and health. Proceedings of the Nutrition Society 71, (OCE3), E232.
[4] Kreausukon P, Gellert P, Lippke S, et al. (2012): Planning and self-efficacy can increase fruit and vegetable consumption: a randomized controlled trial. J Behav Med. 35:443–451.

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