Anzeige:Aktuelle Ausgabe FLÜSSIGES OBST
Fruchtwelten 2023
Fachbuch Moderne Apfelsaft-Technologie
Fachbuch Moderne Betriebstechnik
Unsere internationale Fachzeitschrift FRUIT PROCESSING
Nachrichten 11.12.2019

Wer Fruchtsaft trinkt, isst nicht weniger Obst

Aktuelle Ernährungsempfehlungen aus Deutschland und den USA sehen vor, dass ein Glas Fruchtsaft eine der im Rahmen von „5 am Tag“ empfohlenen fünf Portionen Obst und Gemüse gelegentlich ersetzen kann. Dies wird teilweise kontrovers diskutiert, da Fruchtsaft weniger Ballaststoffe als die ganze Frucht enthält…

Wer Fruchtsaft trinkt, isst nicht weniger Obst
(Foto: VdF e.V.)

Der Einfluss von Fruchtsaft auf das Ernährungsmuster von Kindern und Heranwachsenden

Aktuelle Ernährungsempfehlungen aus Deutschland und den USA sehen vor, dass ein Glas Fruchtsaft eine der im Rahmen von „5 am Tag“ empfohlenen fünf Portionen Obst und Gemüse gelegentlich ersetzen kann. Dies wird teilweise kontrovers diskutiert, da Fruchtsaft weniger Ballaststoffe als die ganze Frucht enthält und daher Manchem nicht als vollwertiger Ersatz für eine Portion Obst gilt. US-amerikanische Studien zeigen jedoch: Wenn insbesondere Orangensaft vom Speiseplan der Kinder gestrichen wird, sinkt der Gesamtobstverzehr und das Glas Saft wird nicht durch ein Stück Obst oder Gemüse ersetzt. Durch die Reduktion des Fruchtsaftkonsums wird das Ernährungsmuster also nicht besser, sondern sogar schlechter.

Kinder unter acht Jahren sind die einzige Bevölkerungsgruppe in den USA, die die täglich empfohlene Menge an Obst und Gemüse verzehrt. Denn obwohl Fruchtsaft bis zu einem Drittel des Obstkonsums ausmacht, erreicht keine Altersgruppe der Jugendlichen, Heranwachsenden oder Erwachsenen die Empfehlungen.[1] Deutsche Zahlen zeigen Ähnliches: Auch wenn bereits Frucht- und Gemüsesaft in den Obst- und Gemüseverzehr einberechnet werden, erreicht gerade einmal jedes fünfte Mädchen und jeder sechste Junge im Kindergartenalter die empfohlenen fünf Portionen Obst und Gemüse; im Grundschulalter sogar nur noch jedes zehnte Kind. Durchschnittlich essen heranwachsende Mädchen in Deutschland drei Portionen Gemüse und Obst, die männlichen Jugendlichen zwei Portionen. Gleiche Zahlen gelten auch im Erwachsenenalter mit nur geringfügig positiver Tendenz bei steigendem Lebensalter.[2]

Des Weiteren zeigt sich in Studien, dass in den USA der Verzehr von Fruchtsaft, hauptsächlich Orangensaft, in den vergangenen dreißig Jahren zwar abgenommen hat[3], dieser Verzicht auf Orangensaft jedoch nicht zu einem erhöhten Konsum von Gemüse oder Obst in fester Form führte[4]. Insgesamt hat sich die Versorgung mit Obst und Gemüse in dieser Zeit sogar insgesamt verschlechtert.

Kinder und Jugendliche, die regelmäßig Fruchtsaft trinken, nehmen zwar geringfügig mehr Energie und Gesamtzucker auf als Kinder einer Vergleichsgruppe. Gleichzeitig haben sie aber auch eine höhere Aufnahme an Vitamin C, Magnesium und Kalium, während sie weniger zugesetzte Zucker und Natrium (Indikatoren für den Konsum von zuckerhaltigen Erfrischungsgetränken) konsumieren. Auf das Körpergewicht oder die Häufigkeit von Übergewicht hat der Fruchtsaftverzehr, statistisch gesehen, keine Auswirkung.[5]

Rechnerisch ergibt sich: Wird eine Portion Fruchtsaft täglich durch ein Stück Obst ersetzt, sinkt der Gesamtzuckerkonsum eines Kindes um 5,7 g/Tag (etwa ein Teelöffel), während die Ballaststoffaufnahme um 1 g/ Tag steigt. Je nach verwendetem Obst sinkt aber auch die Vitamin C-Aufnahme um 8 bis 20 mg/Tag.[6] Bei der Auswertung der Verzehrsdaten ergab sich ferner folgendes Paradoxon: Kinder, die Fruchtsaft verzehrten, aßen zudem mehr und nicht weniger Obst und wiesen damit insgesamt ein gesünderes Ernährungsmuster auf als Kinder, die keinen Fruchtsaft verzehrten.

Das oberste Ziel in der Ernährungsprävention sollte daher weiterhin sein, täglich fünf Portionen Obst und Gemüse bei allen Altersgruppen zu erreichen. Der Verzehr eines kleinen Glases Fruchtsaft kann dazu einen wichtigen Beitrag leisten. Insbesondere Orangensaft enthält neben Vitamin C und Folat auch Mineralstoffe wie Kalium sowie sekundäre Pflanzenstoffe. Wird Fruchtsaft vorschnell und ohne adäquaten Ersatz aus Empfehlungen oder Tagesplänen gestrichen, kann die Gesamtqualität der Ernährung und die Versorgung mit Vitaminen, Mineralstoffen und sekundären Pflanzenstoffen leiden.

[1] Robert DM 100% Fruit Juice in Child and Adolescent Dietary Patterns. Journal of the American College of Nutrition. 2019; 18:1-6
[2] Bundesgesundheitsbl 2015 · 58:1005–1014 DOI 10.1007/s00103-015-2208-4 Online publiziert: 4. Juli 2015 © Springer-Verlag Berlin Heidelb A. Borrmann · Gert B.M. Mensink · KiGGS Study Group Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsberichterstattung, Robert Koch-Institut, Berlin, Deutschland: Obst- und Gemüsekonsum von Kindern und Jugendlichen in Deutschland Ergebnisse der KiGGS-Welle 1, S. 1008 sowie Bundesgesundheitsbl 2013 · 56:779–785 DOI 10.1007/s00103-012-1651-8 Online publiziert: 27. Mai 2013 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013 G.B.M. Mensink ·J. Truthmann · M. Rabenberg · C. Heidemann · M. Haftenberger · A. Schienkiewitz · A. Richter Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Robert Koch-Institut, Berlin Obst- und Gemüsekonsum in Deutschland Ergebnisse der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1)S. 783
[3] Bleich SN, Vercammen KA, Koma JW, Li Z. Trends in beverage consumption among children and adults, 2003–2014. Obesity. 2018;26(2):432–441.
[4] Nicklas TA, O’Neil CE, Fulgoni VL. Consumption of 100% fruit juice is associated with better nutrient intake and diet quality but not with weight status in Children: NHANES 2007-2010. Int J Child Health Nutr. 2015;4(2):112–112. doi:10.6000/1929- 4247.2015.04.02.7.
[5] Auerbach BJ, Dibey S, Vallila-Buchman P, Kratz M, Krieger J. Review of 100% fruit juice and chronic health conditions: Implications for sugar-sweetened beverage policy. Adv Nutr. 2018;9(2):78–85. doi:10.1093/advances/nmx006.
[6] Nicklas TA, O’Neil CE, Fulgoni VL. Replacing 100% fruit juice with whole fruit results in a trade-off of nutrients in the diets of children. Curr Nutr Food Sci. 2015;11:267–273.

<< zurück