Ehre allen Held(inn)en des Streuobstanbaus
Ein fruchtiges Highlight: Der Streuobstanbau zählt zu den Neuaufnahmen im Bundesweiten Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes. Das ist die langersehnte Standing Ovation für alle Held(inn)en, die dieses Kulturerbe praktizieren und bewahren …
Ein fruchtiges Highlight: Der Streuobstanbau zählt zu den Neuaufnahmen im Bundesweiten Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes. Das ist die langersehnte Standing Ovation für alle Held(inn)en, die dieses Kulturerbe praktizieren und bewahren – trotz der unzureichenden Entlohnung für die Bewirtschaftung. Nun ehrt die Deutsche UNESCO-Kommission den Verein Hochstamm Deutschland e.V. als deren Stellvertreter und Trägergruppe der grandiosen Neuaufnahme.
Vor sechs Jahren kommt ein paar kreativen Köpfen der Geistesblitz Der Streuobstanbau muss in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes. Und mit unglaublichen 1,3 Millionen Menschen im Rücken standen die Chancen gut, um zu beweisen Streuobst ist KULT.
Kollektiver Antrag – kollektiver Triumph
Der Verein Hochstamm Deutschland e.V. ergreift im Jahr 2019 die Initiative, die Antragstellung als deutschlandweites Kooperationsprojekt zu organisieren. Das hieb- und stichfeste Argument des Antrags ist, dass der Streuobstanbau aus einer landwirtschaftlich-kulturellen Entwicklung gewachsen und somit direkt an menschliches Wissen gebunden ist Neben kulturellen Ausdrucksformen wie Erntefesten beruhen die Bewirtschaftung von Streuobstwiesen, das Züchten von Obstsorten sowie die Verarbeitung des Obstes auf einem kostbaren Erfahrungsschatz. Worin der Antrag mündet, ist der größte Erfolg Der Streuobstanbau ist Anfang 2021 in das bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen worden. Dies wäre ohne das Zutun von 1,3 Millionen Streuobst-Held(inn)en, Unterstützenden und Fachleuten realitätsfern gewesen.
Jeher lauteste Laudatio: Ohne Held(inn)en keine Streuobstkultur
,,In Deutschland gibt es rund 300.000 Hektar Streuobstwiesen, um die sich mehr als eine halbe Million Menschen kümmern – ein beachtliches gesellschaftliches Engagement im Naturschutz“, sagte Petra Olschowski, Staatssekretärin im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg. ,,Die Streuobstwiesen schützen Vielfalt und Erhalt alter Obstsorten und prägen ganze Kulturlandschaften Diese Form des Obstanbaus, die in der Vergangenheit oftmals durch industrielle und intensive Landwirtschaft verdrängt wurde, stärkt heute nicht nur das gesellschaftliche Miteinander, sondern leistet auch einen wertvollen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität“ Die Deutsche UNESCO-Kommission überreichte nun jüngst Hochstamm Deutschland e.V. als Trägergruppe dieser Neuaufnahme eine Urkunde bei der Auszeichnungsveranstaltung am 18. November 2021 im Düsseldorfer Schauspielhaus. Es ist der langersehnte tosende Applaus für das Engagement zahlreicher, oft ehrenamtlicher Streuobst-Held(inn)en Sie bewahren dieses Immaterielle Kulturerbe in Form einer einzigartigen Landschaft mit einer außergewöhnlichen Artenvielfalt Und das, obwohl die Bewirtschaftung der Streuobstwiesen harte Arbeit ist, die bisher schlecht entlohnt wird.
Offizieller Rückenwind: Rentabilität gegen das Schwinden der Kulturform Streuobstanbau
Eine unbequeme Wahrheit: Die Landkarte der Hochstamm-Streuobstwiesen bekommt Jahr für Jahr mehr Lücken. Heute gefährden vor allem der hohe Arbeits- und Zeitaufwand und die mangelnde Rentabilität den Bestand der Streuobstwiesen. Doch mit dem Rückenwind aus der offiziellen Anerkennung tut sich etwas in der Streuobstwelt Deshalb verlässt Hochstamm Deutschland e.V. die bequeme Komfort-Zone „Der Kulturerbe-Antrag ist der erste Schritt für mehr Wertschätzung“, freut sich Martina Hörmann, Vorsitzende des Vereins. ,,Darauf bauen wir auf und entwickeln ein Markenzeichen für 100 %-Streuobstprodukte, denn Wertschätzung muss sich auch finanziell niederschlagen und die wirtschaftliche Situation der Held(inn)en muss sich verbessern“ Im Mai 2020 startete der Verein ein Projekt zum Aufbau eines Gemeinschaftsmarketings für Hochstamm-StreuobstProdukte in Baden-Württemberg. Auch die Bundesländer sehen sich mehr und mehr in der Pflicht. In Baden-Württemberg treffen sich zum Beispiel erstmals Streuobst-Forschende aus ganz Deutschland zu einem Kolloquium. In Bayern nimmt man 600 Mio. Euro in den nächsten 15 Jahren zur Rettung der Streuobstwiesen in die Hand – für Tier, Natur, Mensch und KULTUR!