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Nachrichten 21.09.2022

Fruchtsaftsaisoneröffnung 2022

Zum Auftakt der Apfel- und Mostobsternte traf sich die Fruchtsaftbranche mit Politik und Pressevertretern am 09. September bei der Bodensee-Kelterei Widemann in Bermatingen. Die Bodenseeregion ist neben dem Alten Land, wie kaum eine andere Region in Deutschland, von Obstbau geprägt.

Fruchtsaftsaisoneröffnung 2022
Auftakt der Apfel- und Mostobsternte bei der Bodensee-Kelterei Widemann in Bermatingen. (Foto: VdAW e.V.)

Zum Auftakt der Apfel- und Mostobsternte traf sich die Fruchtsaftbranche mit Politik und Pressevertretern am 09. September bei der Bodensee-Kelterei Widemann in Bermatingen. Die Bodenseeregion ist neben dem Alten Land, wie kaum eine andere Region in Deutschland, von Obstbau geprägt. Der Betrieb Wiedemann gehört zu den „Großen“ der Branche. Durch eine stetige Weiterentwicklung des Betriebs und Investitionen in moderne Keltereitechnik ist es dem Betrieb gelungen stetig zu wachsen. Neben Obst aus Plantagen bezieht die Firma Widemann auch einen nicht geringen Teil seiner Äpfel von Streuobstflächen. Erfasst werden diese über unterschiedliche Sammelstellen in der Region. Bei der Betriebsbesichtigung konnten sich die Teilnehmer einen Eindruck über die Keltereitechnik, die zu den modernsten und schlagkräftigen in Deutschland gehört, verschaffen. Die Größe und Leistungsfähigkeit der Keltereitechnik und des Tanklagers sind beeindruckend, jedoch ist diese für eine erfolgreiche Verarbeitung und Vermarktung der in kurzer Zeit anfallenden Apfelmengen notwendig. Da die Äpfel in kurzer Zeit verarbeitet und dann für die kommenden Monate gelagert werden müssen. Durch eine überregionale und internationale Vermarktung seiner Produkte hat der Betrieb Widemann sich umfangreiche und vielseitige Absatzmärkte erschlossen.

Das gesamte Jahr 2022 und auch die Apfelsaftsaison ist von zahlreichen Unsicherheiten geprägt. Die vergangenen Monate waren extrem trocken und heiß. Besonders die Trockenheit hatte Auswirkungen auf die Entwicklung, Menge und Qualität der Äpfel. Bei der jährlichen Behangschätzung im Juli wurde noch von einer durchschnittlichen bis guten Ernte ausgegangen. Auch die gute Blüte im Frühjahr sahen viele als Vorbote für eine große Apfelernte. Mit jeder Woche, in der der Regen ausblieb, wurden die Auswirkungen auch auf die Obstbäume sichtbarer. Durch den Wassermangel sind die meisten Äpfel kleiner, auch warfen die Bäume viele Früchte vorzeitig ab. Auf Grund dessen ist von einer eher unterdurchschnittlichen Ernte auszugehen. Anders als bei der Menge zeigen die ersten Pressungen eine gute Qualität und einen ausgewogenen Geschmack der Äpfel.

Wie auch in den vergangenen Jahren werden die ungepflegten, meist nicht ausreichend mit Nährstoffen versorgten und überalterten Bestände von Trockenheit und anderen Extremwetterlagen zunehmend geschwächt. Neben rückläufigen Erntemengen, gefährdet diese Situation auch die Bestände an sich. Hier besteht dringender Handlungsbedarf, damit wir die Bestände nicht flächendeckend verlieren. Durch verschiedene Maßnahmen unterstützt die Landespolitik die Bewirtschafter von Streuobstflächen. Jedoch ist die Bewirtschaftung der Flächen immer auch mit der Verwertung der Früchte verbunden. Hier nehmen die Fruchtsaftkeltereien eine Schlüsselrolle ein. Da der Markt und die Preise für Apfelsaft globalen Einflüssen unterliegen, kommt die Rohware Streuobst zunehmend unter Druck. Hier gilt es dem Verbraucher den Mehrwert dieser hochwertigen Bezugsquelle und der daraus einstehenden Produkte zu vermitteln. Besonders die Nachhaltigkeitsleistungen von Streuobst, wie die Stärkung der Biodiversität, müssen den Verbraucher beim Kauf bewusst sein. Sicherlich bleibt auch hier abzuwarten, ob der Verbraucher bereit ist einen höheren Preis zu bezahlen.

Abschließend waren die Keltereien sich einig, dass sie die Streuobstwiesen als wertvollen Naturraum und Rohstoffquelle schätzen. Allerdings ist eine erfolgreiche Vermarktung nur mit einer eindeutigen, verständlichen Auslobung des Mehrwerts möglich. Diese muss neben der Regionalität auch die Nachhaltigkeit der Rohware und des Produkts dem Verbraucher verdeutlichen. Im Ansatz eines Qualitäts- und Prüfsystems für Streuobst des Landes sieht der VdAW Fachreferent Timo Schumann eine Chance. Dabei betonte er, dass das System einfach und praktikabel sein muss und Themen wie Nachhaltigkeit zwingend abbilden sollte. Da nur so eine flächendeckende Nutzung auch für kleiner Betrieb möglich ist und der Verbraucher den Mehrwert des Produkts beim Kauf wahrnimmt.

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