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Nachrichten 17.05.2023

Regionalität ist in aller Munde – doch wie sehen die zukünftigen Rohstoffquellen für den heimischen Fruchtsaft aus?

Wie in vielen anderen Branchen verändern sich auch die Rahmenbedingungen für die baden-württembergischen Fruchtsaftkeltereien stetig. Die Verbraucher legen zwar zunehmend mehr Wert auf Regionalität und Produkteigenschaften wie Nachhaltigkeit, …

Regionalität ist in aller Munde - doch wie sehen die zukünftigen Rohstoffquellen für den heimischen Fruchtsaft aus?
Infoveranstaltung Streuobst in Bavendorf (Foto: VdAw e. V.)

Wie in vielen anderen Branchen verändern sich auch die Rahmenbedingungen für die baden-württembergischen Fruchtsaftkeltereien stetig. Die Verbraucher legen zwar zunehmend mehr Wert auf Regionalität und Produkteigenschaften wie Nachhaltigkeit, sind aber nur begrenzt bereit das mit einem Mehrpreis zu honorieren. Neben dieser Entwicklung auf den Absatzmärkten verändert sich für die Branche auch die Situation bei der Rohware. Eine klassische Rochstoffquelle der baden-württembergischen Keltereien sind die Streuobstwiesen. Aufgrund eines schlechten Pflegezustandes und zunehmender Überalterung sind die Erntemengen dort seit Jahren rückläufig. Die Verfügbarkeit regionaler Rohstoffe in ausreichender Menge und Qualität ist als Voraussetzung für die Sicherung einer regionalen Verarbeitung eine zentrale Frage für die Keltereien.

Gemeinsam mit dem Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee auf dem Schumacherhof bei Ravensburg veranstaltete der Verband der Agrargewerblichen Wirtschaft (VdAW) e.V. am 27. April 2023 eine Informationsveranstaltung rund um das Thema Rohstoffsicherung. Vor Ort konnten sich die anwesenden Mitglieder der Fachgruppe Fruchtsaft einen Eindruck verschaffen, wie Verarbeitungsobst in intensiven Beständen produziert, bewirtschaftet und geerntet wird. Durch die Veredlung auf die stark wachsende Unterlage M25 kommen die Bäume im Gegensatz zu den traditionellen Hochstämmen früher in den Ertrag. Mit solchen Anlagen könnte also eine „Versorgungslücke“ schnell geschlossen werden. Darüber hinaus können solche Anlagen maschinell und effizient bewirtschaftet werden. Für die Neuanlagen müssen aber die Investitionskosten aufgebracht werden und der Ertrag bleibt in den ersten Standjahren aus. Als Anreiz für die Erzeuger zu investieren, sollte also der Absatz gesichert werden. Mögliche potenzielle Anbaubetriebe und -flächen könnten sich in den Tafelobstanbaugebieten entwickeln. Die technische Ausstattung und das Wissen zum Apfelanbau sind vorhanden und durch eine weitaus weniger personalintensive Produktion bei der Verarbeitungsware könnte das wirtschaftlich reizvoll sein.

Beleuchtet wurde auch die Frage, ob die Streuobstwiese als Rohstoffquelle eine Zukunft hat. Einigkeit bestand, dass eine anhaltende Verschlechterung der Bestände sehr negative Auswirkungen hat, da ein schlechter Pflegzustand sich unmittelbar negativ auf die anfallenden Erntemengen auswirkt und der Klimawandel ein Übriges dazu tut. Die Pflege und Bewirtschaftung sind also zwingend erforderlich. Im Prinzip ist die Rettung der Streuobstwiesen ein erklärtes politisches Ziel. Statt aber den Bewirtschaftern den Freiraum zu lassen, die Anlagen zu modernisieren, verlieren sich die Diskussionen in Fragen der Stammhöhe und Pflanzabstand. Für die Zukunft der Streuobstwiesen wäre es wichtig einen Kompromiss zwischen Naturschutz und Produktivität zu finden. Eine Mischung aus Hochstämmen und kleineren Bäumen, die schneller in den Ertrag kommen, wäre beispielsweise eine geeignete Anbauform.

Sowohl der intensive Anbau von Verarbeitungsobst als die Bewirtschaftung von Streuobstwiesen müssen die Erzeuger in die Vorleistung gehen. Für die Zukunft gilt es Wege zu finden, wie die gesamte Wertschöpfungskette eingebunden werden kann. In Bezug auf die Streuobstförderung hätten praxisnahe Regelungen sicherlich einen entscheidenden Effekt. Gemeinsam mit seinen Mitgliedern wird der VdAW nach möglichen Branchenlösungen suchen und sich weiter für praxisnahe Regelungen einsetzen.

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