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Nachrichten 04.10.2023

Hessische Kelterer beginnen mit diesjähriger Apfelweinkelterei – Produkte für Puristen und Experimentierfreudige

Leiter raus, Äpfel vom Baum und ab damit in die Keltereien: In Hessen startet die Keltersaison für Apfelwein. „Äpfel gehören ins Glas“ ist dabei die Devise des Verbandes der Hessischen Apfelwein- und Fruchtsaft-Keltereien e. V.

Hessische Kelterer beginnen mit diesjähriger Apfelweinkelterei – Produkte für Puristen und Experimentierfreudige
v.l.n.r: Ralf Walther, Kelterei Walther, Dr. Johanna Höhl-Müller, Dr. Höhl’s, Martin Heil (Vorsitzender des Verbandes), Kelterei Heil, Kai Espenschied, Rapp’s Kelterei. (Foto: Verband der hessischen Apfelwein- und Fruchtsaftkeltereien)

Leiter raus, Äpfel vom Baum und ab damit in die Keltereien: In Hessen startet die Keltersaison für Apfelwein. „Äpfel gehören ins Glas“ ist dabei die Devise des Verbandes der Hessischen Apfelwein- und Fruchtsaft-Keltereien e. V.

„Aktuell möchte sich das kein hessischer Kelterer vorstellen: einen Herbst ohne den Duft frisch gekelterter Äpfel, das Klimpern der Flaschen auf den Bändern der Abfüllanlage, auf denen dann der Apfelsaft läuft, sowie die Kreation neuer Produkte, die es hoffentlich im Markt schaffen werden“, schwärmt der Verbandsvorsitzende Martin Heil.

Vor einigen Jahren noch hatten die Keltereien je nur einen Apfelwein und einen Apfelsaft im Sortiment. 1,0 Liter Flasche, 12er Kiste – fertig. Innovationen gab es damals sicherlich auch, wie die Umstellung auf eine 6er Kiste, die Umstellung auf den Schraubverschluss anstatt Kronkorken sowie erste Versuche, neue Produkte herzustellen und auf den Markt zu bringen.

In den letzten Jahren ist die Innovationskraft der Betriebe jedoch sprunghaft gestiegen. Neue Marken, Apfelwein-Mix-Getränke und unterschiedliche Gebinde halfen den Keltereien, sich im internationalen Wettbewerb zu behaupten. Oftmals waren sie dabei sogar Vorreiter.

Trends wie sogenannte RTD´s (Ready to drink) haben die Keltereien längst in ihrem Sortiment, der klassische Sauergespritzte wurde durch Rosé, Apfelwein-Cola und vielen anderen Produktvariationen ergänzt. Als Getränkedosen eine Renaissance erlebten, war Apfelwein bereits in diesem Gebinde erhältlich. Den Trend zu alkoholfreien Weinen, Sekten und Bieren haben die hessischen Keltereien ebenfalls schon früh erkannt: Alkoholfreien Apfelwein bieten sie bereits seit 2011 an. Nischenprodukte, wie hochwertigen Apfelschaumwein oder sortenreine Apfelweine sowie besonders gestaltete Flaschen und Etiketten, lassen eigentlich nicht vermuten, dass dahinter kleine Unternehmen stehen, wie die im Apfelweinverband organisierten Mitglieder. „Auf das Erreichte sind die Keltereien stolz, wohlwissend, dass große Marketingbudgets nicht machbar sind“, erklärt Martin Heil.

Im weltweiten Apfelwein-Markt finden die Arbeitsschritte wie pressen, vergären, abfüllen, Vertrieb und Marketing meist in unterschiedlichen Orten und Regionen, teils sogar in verschiedenen Unternehmen statt. Anders in Hessen, wo regional geerntet und verarbeitet wird – alles aus einer Hand. Dass sich die regionalen Keltereien weiterhin um die heimischen Streuobstwiesen kümmern und deren Äpfel weiterverarbeiten, ist ein nicht zu unterschätzender Beitrag für die Natur und unsere Gesellschaft – denn Streuobstwiesen sind Lebensgrundlage tausender Lebewesen und der Apfelwein steht für regionale Verbundenheit.

„Sorgenvoll blicken wir allerdings in die Zukunft. Die Bestände an Streuobst nehmen weiter ab, trotz beachtlicher Bemühungen der Keltereien selbst. Wetterkapriolen machen die Ernten zusätzlich zunehmend unberechenbar. Auch in diesem Jahr sieht es so aus, als ob die Ernte unter den Erwartungen bleibt“, mahnt Dr. Johanna Höhl-Müller, Vorstandsmitglied des Verbands.

Die Keltereien haben offene Ohren für die Politik, wenn weiter am Erhalt der heimischen Streuobstwiesen gearbeitet werden soll. Aber auch steigende Energiekosten, neue Produktionsauflagen und komplizierter werdende Vertriebsstrukturen machen den Keltereien zu schaffen. Kostenerhöhungen waren deswegen in den letzten Jahren unausweichlich.

„Was bleibt, ist die Leidenschaft, mit der die Keltereien in Hessen betrieben werden. So bleiben traditionelle Betriebe bestehen, die sich modern aufstellen und sogar mit den internationalen Konzernen konkurrieren können bzw. müssen“, so Martin Heil. Er ergänzt: „Apfelwein ist ein Getränk mit langer Tradition, die unsere Kelterer mit jedem neuen Jahrgang pflegen. Aber wir gehen natürlich mit der Zeit und schauen über den Bembelrand hinaus. Dadurch hat sich ein urhessisches Kultgetränk auch zum Kult für junge Menschen entwickelt – was uns natürlich sehr freut, denn so kommen immer mehr Menschen in den Genuss dieses Naturprodukts. Und wie kaum ein anderes Lebensmittel in Hessen steht Apfelwein für regionale Identität und vermittelt dabei ein zeitgemäßes Lebensgefühl.“

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