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Nachrichten 15.11.2023

20 Tonnen Streuobst für Apfelschorle – schlechteste Ernte

„2023 war das schlechteste Streuobstjahr aller Zeiten: Wir haben bei fast 200 Vertragspartnern nur 20,5 Tonnen Streuobst-Äpfel angeliefert bekommen an drei Tagen im Herbst 2023. Selbst im ersten Projektjahr 2010 gab es bei damals nur 17 Vertragspartnern …

20 Tonnen Streuobst für Apfelschorle – schlechteste Ernte
Fließband-Kontrolle bei Ernte-Annahme (Foto: Vaihinger Streuobst-Initiative)

Umfangreiche Nachpflanzungen mit Pflege im Kreis Ludwigsburg und landesweit dringend erforderlich

„2023 war das schlechteste Streuobstjahr aller Zeiten: Wir haben bei fast 200 Vertragspartnern nur 20,5 Tonnen Streuobst-Äpfel angeliefert bekommen an drei Tagen im Herbst 2023. Selbst im ersten Projektjahr 2010 gab es bei damals nur 17 Vertragspartnern schon 19 Tonnen Streuobst“, fasst Dr. Markus Rösler vom NABU aus Vaihingen/Enz die „desaströse Streuobsternte 2023“ für die Streuobstinitiative Vaihingen und Umgebung zusammen.

„Wir hätten gerne wie 2021 180 Tonnen Streuobst oder noch mehr angenommen. Leider verschlechtert sich die regionale Versorgung mit qualitativ hochwertiger Rohware für unser Apfelschorle mit Streuobst aus der Region Stück für Stück“, so Stefan Schurr, Marketing-Leiter der Ensinger Mineral-Heilquellen GmbH, die schon seit 2010 Projektpartner sind und mit 20 Euro pro Doppelzentner deutlich mehr bezahlen als auf dem Keltereimarkt üblich. „Unsere Anlieferer verpflichten sich, keine synthetischen Pestizide einzusetzen und nur Hochstamm-Obst abzuliefern, wir wiederum füllen dieses Streuobstgetränk nur in Glas-Mehrwegflaschen ab und erhalten dafür vom NABU-Bundesverband das Qualitätszeichen für Streuobstprodukte“.

Die Ursache für die außergewöhnlich schlechte Ernte sieht Martin Keim von der Streuobstinitiative in mehreren Faktoren: „Die Anzahl der Bäume im Vollertrag geht weiter zurück. Schwarzer Rindenbrand, Mistelbefall, Überalterung sowie Klimawandel mit längeren Trockenphasen, früherer Blüte und höherer Frostgefahr und nicht zuletzt Stürme haben 2023 zu dieser speziell in Württemberg außerordentlich schlechten Ernte geführt. Für 2024 erwarten wir wieder eine deutlich bessere Ernte. Also hoffentlich auch wieder 180 Tonnen oder mehr. Dafür werden wir erstmals seit zehn Jahren wieder gezielt weitere Vertragspartner suchen. Diese müssen mindestens zehn Hochstamm-Obstbäume besitzen, die sie naturverträglich bewirtschaften.“

„So schnell wie möglich benötigen wir bei uns im Kreis Ludwigsburg und im Enzkreis umfangreiche Nachpflanzungen. In ganz Baden-Württemberg droht innerhalb der nächsten 30 Jahre ein weitgehender Verlust der Streuobstbestände. Andere Länder wie Bayern zeigen den landesweit dringlichen Handlungsbedarf: Das Land Bayern hat sich verpflichtet, bis 2035 die Pflanzung von einer Million neuer Hochstamm-Obstbäume zu organisieren und zu finanzieren“, so Rösler, der seit 1992 Sprecher des NABU-Bundesfachausschuss Streuobst ist. „In Baden-Württemberg mit unseren noch umfangreicheren Streuobstbeständen benötigen wir daher mindestens eine Million neue Hochstämme bis 2035. Für den Kreis Ludwigsburg mit seinen rund 400.000 Streuobstbäumen bedeutet das eine Größenordnung von rund 60.000 Hochstämmen.

„Wir appellieren an Gemeinden wie beispielsweise Vaihingen und Oberriexingen, ihre Pflanzaktionen und Förderprogramme zu intensivieren und andere Gemeinden, dies neu einzuführen: Die Lage ist dramatisch. Vor dem Hintergrund von Klimaerwärmung und Trockenheiten sind tiefwurzelnde Sämlings-Unterlagen von großer Bedeutung. Für die möglichst einfach Grünlandbewirtschaftung und aus Naturschutzgründen sind Stammhöhen von mindestens 180 bis 200 cm Höhe von Bedeutung. Und für die Dauerhaftigkeit der Pflanzungen ist eine gesicherte Pflege mindestens in den ersten zehn Jahren, möglichst in den ersten 30 Jahren wichtig“, betont Ingrid Schweyher vom Obst- und Gartenbauverein Vaihingen.

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