Anzeige:Aktuelle Ausgabe FLÜSSIGES OBST
Fruchtwelten 2023
Fachbuch Moderne Apfelsaft-Technologie
Fachbuch Moderne Betriebstechnik
Unsere internationale Fachzeitschrift FRUIT PROCESSING
Nachrichten 09.05.2018

Mobile und kleine Mostereien organisieren sich

Anlässlich der diesjährigen Streuobsttage in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Rheinland-Pfalz weist der NABU auf den Erfolg der mobilen und kleinen Mostereien in Deutschland hin – über 500 mobile und stationäre Mostereien gibt es mittlerweile.

Mobile und kleine Mostereien organisieren sich
Streuobstwiese im Frühling. (Foto: NABU)

Leistung pro Jahr: 50 Millionen Liter Apfelsaft, 100 Millionen Euro Umsatz

Anlässlich der diesjährigen Streuobsttage in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Rheinland-Pfalz weist der NABU auf den Erfolg der mobilen und kleinen Mostereien in Deutschland hin – über 500 mobile und stationäre Mostereien gibt es mittlerweile. Bei den über 100 mobilen Mostereien handelt es sich um Betriebs-Neugründungen der letzten 20 Jahre, insbesondere in den neuen Ländern, wo sich 35 der 94 bundesweit vom NABU gelisteten mobilen Mostereien befinden.

Die Mostereien geben Kunden die Möglichkeit zum Pressen von individuellem Saft. „Jeder Anlieferer kann sein regionaltypisches oder Familienrezept an verschiedenen Apfel-, aber auch Birnensorten oder Quitten in kleinen Mengen vorbeibringen und zu einem individuellen Saft pressen lassen“, sagt Andreas Wegener, Experte für mobile Mostereien beim NABU-Bundesfachausschuss Streuobst. „Durch unsere regional und lokal geprägte Arbeit leisten wir einen wichtigen Beitrag für die regionale Wertschöpfung und für Arbeitsplätze insbesondere in ländlichen Räumen“, so Wegener.

„Diese bisher nicht organisierten Mostereien pressen in durchschnittlichen Obstjahren über 50 Millionen Liter Saft. Dies beinhaltet damit deutlich über fünf Prozent des Apfelsaftverbrauches in Deutschland. Die wirtschaftliche Bedeutung der mobilen und kleinen stationären Mostereien über ihre Produkte und Einkommen sowie laufende und Investitionskosten liegt daher bei über 100 Millionen Euro pro Jahr“, sagt Dr. Markus Rösler, Sprecher des NABU-Bundesfachausschusses Streuobst.

Der überwiegende Anteil des gepressten Obstes stammt nach Angaben der Unternehmer aus hochstämmigen und pestizidfrei genutzten Streuobstbeständen. Daher leisten die mobilen Mostereien und kleinen stationären Keltereien einen wichtigen Beitrag für die Erhaltung und Bewirtschaftung der Streuobstbestände in Deutschland und stärken damit die nationale Biodiversitätsstrategie, wirken dem Insektensterben entgegen und tragen zur Erhaltung des Genpools alter Obstsorten bei.

Die vertretenen Mostereien wollen sich in Kooperation mit dem NABU künftig besser vernetzen. Dazu gehören ab 2018 regelmäßige Treffen sowie die Nutzung und Bewerbung der bundesweiten Mostereien-Liste des NABU unter www.streuobst.de, auf der bereits über 300 mobile und Mostereien aus 15 Bundesländern aufgeführt sind. Die Kleinunternehmer streben die Gründung einer eigenen organisierten Interessensvertretung auf Bundesebene an. Als vorläufige Ansprechpartner gewählt wurden unter anderem Andreas Wegener und Nilo Braun aus Sachsen, und Jochen Filsinger aus Baden-Württemberg.

Die Mostereien haben in einer Resolution auch Forderungen an die Politik formuliert. So soll die öffentliche Hand kleine Unternehmen nicht benachteiligen, sondern in besonderem Maße fördern und von Bürokratie entlasten, sei dies durch Bagatellgrenzen oder durch geringe Förderuntergrenzen. Von den Bundesländern erwarten die Unternehmen Unterstützung im Rahmen von Modellprojekten, der Unternehmensgründung („Start up“), bei Investitionen sowie die Unterstützung oder Entschädigung im Falle von extremen Ernteausfällen. Länder, Kreise und Kommunen sollen Streuobstbestände inkl. Obstalleen schützen, fachgerecht pflegen und nachpflanzen.

Die Mostereien fordern zudem die Neuanlage von Streuobstbeständen als Ausgleichsmaßnahme mit dauerhafter Pflege auch als Beitrag für eine wirtschaftliche Nutzung sowie zur Sicherung der Rohwarebasis. Bei Neupflanzungen sind möglichst vielfältige sowie regionale und lokale Sorten sowie konsequent Hochstämme mit über 180 cm Stammhöhe zu verwenden.

„Eine Förderung der getrennten Erfassung und Verwertung von Streuobst insbesondere durch Landesprogramme sollte in allen Bundesländern existieren“, betont Rösler. „Damit kann die Politik Anreize schaffen, um sowohl wirtschaftliche Innovationen für Technologien im Getränkesektor voranzubringen als auch einen Beitrag zum Schutz gefährdeter Arten wie Grünspecht und Gartenrotschwanz und zahlreicher Insektenarten leisten.“

<< zurück